VON DER SCHICHT DER LANGEN DAUER
Christoph Nebel
Personale Christoph Nebel

Projektionen:
"please...oder [eine kurze Geschichte des Menschseins]", 1994/95, 49´
"Atemraum V", 1996, 4`33
"aber sie hat ja nichts gesagt.", 2000, 20´
Monitor-Loops:
"Baumhaus-Testpilot", 2000

Ein Ereignis der besonderen Art war Christoph Nebels Video "please...oder [einekurze Geschichte des Menschseins]" das in der völlig abgedunkelten Aula des Theobald-Baerwart Schulhauses zu sehen war. In absoluter Dunkelheit sind vorerst nur Schritte zu hören, Geräusche von raschelnden Blättern, Wind, eine Stimme, die einen verschlungen-irritierenden Text über den Körper des Menschen und die menschliche Natur liest, irgendein vorsokratischer oder mittelalterlicher Text, denken wir (im Nach-spann erfahren wir, dass es sich um Ausschnitte aus Platons "Timaios" handelt):
dann das erste Bild, gefolgt wieder von einer ungleich längeren Phase der absoluten Dunkelheit. In einer nicht ausgeklügelten, sondern intuitiven Dramaturgie folgen der Dunkelheit wieder bilder, allesamt Szenen aus jenen unsäglichen Fernsehshows wie "Bitte lächeln", in denen Privatpersonen verschiedenartigste Missgeschicke auf Video festgehalten haben ( ein Mädchen fällt aus der Badewanne, Mutter mit Kind stürzt von der Treppe, ein Schafbock springt ein Kind um ).
Christoph Nebel verfremdet die bilder, die bereits durch das Fernsehen manipuliert wurden, beschleunigt, verlangsamt sie, friert sie ein, mildert oder steigert ihr voyeuristisches Wesen.
Dieses Video - visuelles, auditives und philosophisches Erlebnis in einem - löst ein geradezu physisches Unbehagen aus, oszilliert zwischen Manipulation und Interpretation, zwischen Poetik und Kritik, zwischen Anteilnahme und Abscheu."die bereits durch das Fernsehen manipuliert wurden, beschleunigt, verlangsamt sie, friert sie ein, mildert oder steigert ihr voyeuristisches Wesen. Basler-Zeitung 4.12.1995 Auszug aus dem Artikel "Film- und Videotage: Ein Schritt nach vorn" von (pich.)

CHRISTOPH NEBEL geb. 1962 in Basel, lebt und arbeitet in Wien. Studium der visuellen Mediengestaltung an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Internationale Festival- und Ausstellungsbeteiligungen, Vorträge, Workshops, Projektentwicklungen, Audio-visual-research, unterrichtet in Wien und Linz.