Medienspiegelungen: Aktionen: Nature: Psychologie:
Peter Weibel
THE ENDLESS SANDWICH
1:39min.,1969
Zwischen dem TV-Apparat und dem Betrachter besteht eine Funktion, nämlich:
Der Benützer schaltet das Gerät ein und aus. Diese Funktion wird abgebildet
und zum Inhalt des Programms selbst. Sandwich-Charakter von Realprozess und
Abbildungsprozess, von Reflexion und Aktion. Im Schirm sitzen etliche Betrachter
immer wieder vor TV-Apparaten. Im letzten tritt eine Störung auf, so daß
der Nachfolger sich erheben muß, um seine Störung zu beheben. Dadurch
wird der Bildschirm des weiteren Nachfolgers gestört. Die Störung
pflanzt sich fort, bis zum realen TV-Apparat, so daß auch der reale Betrachtert
aufstehen muß, um die Störung zu beheben. Zeitverzögerung: Der
reale Vorgang ist der Endpunkt des reproduzierten Vorgangs.
Michael Langoth
RETRACER
3:15min., 1991
Der Strom der Zeit wird in einer Schleife eingefangen und immer mehr beschleunigt.
Alltagsgeräusche werden zu rhythmischen Patterns und schließlich
zu einem anstei-
genden Ton.
Das Video wird durch das zeitliche Auflösungsvermögen des Mediums
begrenzt,
theoretisch wäre es unendlich.
Eva Brunner-Szabo
WAR REQUIEM. LIEBE & ANARCHIE III
1:55 min., 1994
Bosnien. Kroatien. Serbien. - Photographie des Krieges.
Eine Totenmesse für den Krieg, der nur scheinbar für kurze Zeit zu
Ende geht.
War Requiem besteht aus 3 Ebenen:
Der Tonspur - Krieg in seiner abstrakten Form.
Der Bildebene - Krieg in seinen realen Auswirkungen.
Den Einsprengsel - die seelischen Verletzungen meinerseits.
Das Grundgerüst des Videos auf das alle weiteren Ebenen rekurrieren sind
die 6 Tonspuren, die zuerst zustande gekommen sind. Dies deshalb, weil sie die
wichtigste Ebene des Videos darstellen. In ihnen ist schon alles angelegt, was
man auch sehen kann, man braucht nur die Augen zu schließen, um das Grauen
zu erleben.
War Requiem gehört zur Serie Liebe & Anarchie, einer Serie, in der
ich zu Visualisieren versuche, was ich auf sprachlicher Ebene nicht lösen
kann.
Bosnia. Croatia. Serbia.
- Photography of the war.
A requiem for the war, which seems to end only for a short time.
War Requiem consists of 3 categories:
The sound track: war in abstrakt form.
The images: war in his reality.
The cuts: the psychical injuries of mine.
The basis of the video, to which all other categories recur are the six sound
tracks. They were arised at first, because they are the most important part
of the video. In this sound tracks are all what you can see. Close the eyes
and the horror will go through.
War Requiem depends to the seria Love & Anarchy. This is a seria in which
I try to visualise what I couldn't solve in another way.
Leo Schatzl
VOM KÜNSTLICHEN RAUM UND DER BESCHLEUNIGUNG DES KÜNSTLERS
4:14min., 1987
Es scheint, als säße die Menschheit und sähe die Welt als das gigantischste Filmwerk aller Zeiten. Selbst die suggerierte Möglichkeit zur Interaktion ist programmiert und bietet dem Zuschauer seine wichtige Rolle. Schnelligkeit in Wahrnehmung und Reaktion ist angesagt. Wer gut ist, bekommt Zeit geschenkt und muß besser sein, etc. Der künstlerische (künstliche ) Raum und die Beschleunigung des Künstlers. Die Umgebung prägt mein Bewußtsein, meine Art, Dinge zu sehen und zu empfinden. Die Größe der Welt sieht man mit dem Hirn und nicht mit den Augen. Dimension und Vielfalt einer Welt vermehren sich mit den Standpunkten, die man bezieht. Die Bewegung ist eine Summe von Positionen. Die Position ist das Nu. Je schneller ich schau, desto heller wird die Welt. (Leo Schatzl)
Romana Scheffknecht
DAS KONZERT
5:02min., 1982
Eine Saxophonspielerin und
die Hörerin des Konzerts, eine Hündin, en face zur Kamera.
Zwischen den Tönen des Saxophons und dem Gehör der Hündin, die
auf Mißtöne dezent jaulend antwortet, entspinnt sich eine neue Variante
einer klassischen Vortragsform.
Gottfried Bechtold
WATERPROOF
3:04min., 1971
Eine Überprüfung der Medienrealität in konzeptueller und zugleich äußerst anschaulicher Form. Der Monitor wird scheinbar von innen allseits mit einem Hammer abgeklopft (test I), mit Steinen beschossen (test II), mit Wasser begossen (waterproof). So entwickelt sich ein Vexierspiel zwischen Illusion und Analyse, das augenzwinkernd die mögliche technische Unaufmerksamkeit des Zuschauers miteinbezieht, um für Momente einen Kontakt über die Mattscheibe vorzugeben. Zugleich wird die Skulptur Fernsehapparat gleichsam von innen abgetastet, indem sie die Skulptur Kamera den Überprüfungen aussetzt, und somit das Paradoxon ein zweites Mal gesichert.
Carola Dertnig
Dancing with Remote
Oder
Therese Panatsopolous
Oder Sabine Marte
Valie Export
DIE ZWEIHEIT DER NATUR
1:53min., 1987
Von physikalischen bis zu sozialen Systemen sehen wir eine Kette von binären
Oppositionen, die notdürftig von einer vereinheitlichenden Theorie unter
dem Namen "Einheit der Natur" zusammengeschweißt wird, anstatt
sie in Bruchstücke eines Labyrinths zu zerstieben. Ausgehend von dieser
labyrinthischen Verknotung der Repräsentation der Welt im Wissen und der
Welt im Prozeß des Werdens, werden weitere Beunruhigungen in jene Kategorien
der Trennung und Opposition getragen, die von der binären Ambivalenz des
Wortes Natur ausgelöst werden.
(Text ORF Videonale)
Ilse Gassinger
EISENHERZ
2:40min., 1990
Kopf an Kopf, Schlag auf Schlag. Die Zeit rast rückwärts.
Rainer Ganahl
WIPING COUCH
3.20min, 1985
TV-Reklame-appropiierte bilder werden in ihrer obszönsten Form dem Analytiker anvertraut, der sie bildtechnokratisch mit digitalen Wipes telecyclet. Paik, über den stereotype Frauenbildnisse hinwegflottieren, kann nur noch in adäquatem Winkel zum Fluidum die Hand zum Kopf führen.
Margit Knipp, Ruth Scala
KON-TAKT. EINE ORGIASTISCHE STÖRUNG
3.00min, 1989
Mit "Kon-takt"
haben wir das Experiment unternommen, ein durch Sonneneinstrahlung zerstörtes
Video nochmals zu bearbeiten - dieses Material als bildlichen Rohstoff nochmals
zu recyclen.
Dabei haben wir die ursprüngliche Idee des zerstörten Films wieder
aufgegriffen und präzisiert, sie in eine neue Form gebracht und wesentlich
knapper dargestellt. Dafür war die Auswahl der Szene, die die Aussage des
Films auf den Punkt bringt, entscheidend.
Die Bildstörungen des zerstörten Bandes eigneten sich geradezu ideal
für die formale Entsprechung der im Handlungsstrang aufgezeigten Kontaktstörungen
zwischen Mann und Frau. Daher auch der Titel: KON - TAKT.
Zusätzlich haben wir mit den technischen Möglichkeiten des Mediums
Video experimentiert. Die Aussage des Films wurde mittels verschiedener Geschwindigkeitsstufen,
Farbveränderungen und serieller Schnitte geschärft und rhythmisiert.
Zuletzt wurde die Musik neu komponiert und dem Rhythmus der bilder angepaßt.
Die Musik folgt dem Rhythmus der bilder - konträr zu einem Videoclip.
Herbert Schager
OHNE TITEL
10:22 min, 1988/92
Archaische Erinnerung
Angst + Beschwörung
Brauchtum + Schutz
Disharmonie + Ordnung
Geister + Dämonen
Gesicht + Körper
Hell + Dunkel
Religion + Krieg
Ritual + Symbol
Schönheit + Schrecken
Tänzer + Kinder
Technik + Wissenschaft
Verfremdung + Verwandlung
Verspottung + Bedrohung
Zauberer + Clowns
Kurt Hentschläger / Ulf Langheinrich
MOTION CONTROL / MODELL 5 (AUSCHNITT)
1:56min, 1993
Seit 1991 arbeiten Hentschläger
/ Langheinrich am Projekt "Granulare Synthesen", einem audiovisuellen
Forschungsprojekt, das sich im Bereich der neuen Medien überwiegend mit
dem Thema MENSCH : MASCHINE auseinandersetzt.
Kopf und Mund als Ausdrucksträger und primärer Klangerzeuger sind
Gegenstand einer Videoaufnahme. Aus dem vorliegendem Material werden zunächst
signifikante Abschnitte, von einer halben- bis wenige Sekunden Dauer, ausgewählt
(Orginalsequenzen). Alle nun folgenden Manipulationen gehen davon aus, daß
jedes einzelne Frame einer Sequenz ein erstens beliebig vervielfältigbares
und zweitens in seiner Position innerhalb einer neuen Sequenz beliebig definierbares
Einzelereignis (Grain) ist, nicht aber selbst Gegenstand von Manipulationen.
Diese Aussage impliziert nicht nur, daß außer Techniken, welche
bereits ein profaner Schnittplatz ermöglicht, keine weiteren digitalen
Veränderungen erfolgen, sondern vor allem, daß der Ton- und Bildanteil
eines jeden Grains aneinander gebunden, also synchron bleibt.Die fertigen Bänder
stehen im Mittelpunkt einer Serie intermedialer Performances und Installationen
( MODELLE ).