Videoscreenings
Das Screeningprogramm "Andere Ansichten" widmet sich dem experimentellen Dokumentarvideo, einer Medienform für die die Medienwerkstatt Wien in Österreich so etwas wie Pionierarbeit geleistet hat. Von Beginn an unterstützte sie Produktionen oder produzierte selbst Arbeiten, die sich - sei es politisch, sei es gestalterisch - in den unsicheren Randzonen bewegt haben. Die experimentelle Dokumentation, vor allem als Mischform zwischen Dokumentar- und Kunstprojekt, ist zu einem Markenzeichen der Medienwerkstatt geworden. In 7 Programmblöcken werden wichtige Beispiele aus diesem Bereich gezeigt, in oder im Umfeld der Medienwerkstatt entstanden, zum Teil fantasievolle videografische Analysen, zum Teil von gleichbleibend erschreckender Aktualität, in jedem Fall Beweis für die Notwendigkeit einer permanenten Reflexion der eigenen Mittel in der Auseinandersetzung mit Realität.
PROGRAMM
1
VOLKS STÖHNENDE KNOCHENSCHAU
KRIMINALSTÜCK MIT KETCHUP, THEATERGRUPPE COLLAGE
A 1980, 10 MIN
Der Zusammenprall von Spontantheater und aufkochendem Volkszorn in Wien Favoriten
1980.Ähnlichkeiten mit Reaktionen auf heutige öffentliche Theateraktionen
sind sicher nicht zufällig.
SCHWUL SEIN KANN SCHÖN
SEIN, HOSI - WIEN, A 1982, 11 MIN "Würden Sie einen homosexuellen Präsidentschaftskandidaten
wählen?" Diese Frage stellten Mitglieder der der Homosexuelleninitiative
Wien (HOSI) Straßenpassanten einen Tag vor der Bundespräsidentenwahl.
CHRISTA ERZÄHLT, PROJEKTGRUPPE VIDEOSCHLUCHTEN,
A 1980, 12 MIN
Christa, die in einem Wiener Stundenhotel arbeitet, erzählt. Wie kam sie
zu ihrem Beruf? Wie beurteilt sie diese Arbeit? Wie sieht sie sich als zugleich
Prostituierte, Mutter und Hausfrau?
UNGUSTL ATOM, BEWEGUNG 5.NOVEMBER, A 1980, 16 MIN Dieses Band entstand im Mai
1980 in Zusammenarbeit mit der Anti- AKW Gruppe "Bewegung 5.November" (der Tag,
der Anti AKW- Volksabstimmung in Österreich). Atompolitik ändert sich
nicht.
KOMMUNIKATONSZENTRUM (KOMMZ)KLAGENFURT, MEDIENWERKSTATT WIEN, A 1980,13 MIN
Im Sommer 79 wird in Klagenfurt ein leerstehendes Haus besetzt,um darin ein
selbstverwaltetes Kulturzentrum einzurichten. Zur gleichen Zeit laufen in der
Stadt die Kulturgespräche 79 mit dem Thema "Volkskultur".
PROGRAMM
2
BILDER VON KULTUREN
RITUALE, GUSTAV DEUTSCH, ERNST M.KOPPER, A 1982, 35 MIN Die an Ethnographen
erinnernde Beobachtung von wiederkehrenden gesellschaftlichen Verhaltensweisen,
angesiedelt und beobachtet im Weinviertel, Niederösterreich.
MAGIC HOUR, MANFRED NEUWIRTH, A 1997/99, 45 MIN
Die Sammlung von Bildern und Tönen des Alltags, die nicht gesucht, "gebaut"
und kompliziert bearbeitet sind, sondern die en passant entstehen und dennoch
dicht und mitteilungsfähig werden.
CULTURE CLASH -CULTURE FLASH, EVA BRUNNER-SZABO,
A 1995, 1 MIN
Mit dem Akt der Ablichtung fremder Welten entlarvt sich die eigene Anwesenheit
als exotisch.
COLLECTED VIEWS, GERDA
LAMPALZER, MANFRED NEUWIRTH, A 1990, 13 MIN
Eine Videokamera wird an acht verschiedenen Orten der Welt postiert.Sie nimmt
das vor ihr ablaufende Geschehen im Rhythmus 0,5 Sekunden pro 20 Sekunden auf.
POINTS AND LINES, DIETMAR SCHIPEK, KONRAD HOFER,
A 1987, 11 MIN
Die allwöchentlich wiederkehrenden Rituale der Sportbegeiseterung und seiner
aggresiven Anhängerschaft werden dabei auf ein genau abgestecktes visuelles
Feld ihrer eigenen Konstanten reduziert: Auf Punkte und Linien.
PROGRAMM
3
GRENZERFAHRUNGEN
ASUMA, GERDA LAMPALZER, GUSTAV DEUTSCH, MANFRED NEUWIRTH, A/LUX 1984, 35 MIN
Ein Kunstprojekt von sogenannten Behinderten mit Nichtbehinderten. In sechs
Monaten entstanden nach den Ideen jedes einzelnen Mitarbeiters Objekte, Bilder,
Klangkörper, Texte usw. (Preis des belgischen Fernsehens R.T.B.F.1983)
WOSSEA MTOTOM - DIE WIESE IST GRÜN IM GARTEN VON WILTZ, GERDA LAMPALZER,
GUSTAV DEUTSCH, MANFRED NEUWIRTH, A 1984, 67 MIN
Als Fortsetzung von ASUMA zeigt diese ungewöhnliche Dokumentation das gemeinsame
Leben und Arbeiten im Projekt "Garten von Wiltz" (Luxemburg), in dem Künstler
und Behinderte gemeinsam einen öffentlichen Garten gestalten. Nicht nur
das Entstehen des Gartens wird gezeigt, sondern die Menschen in ihrer unterschiedlichen
Art und Anlage.
PROGRAMM
4
EXPERIMENTE
PARANORMAL, GERDA LAMPALZER, MANFRED OPPERMANN,
A 1997, 50 MIN
Die Filmemacher suchen Experten und Amateure des Übersinnlichen auf und
lassen sich die Methoden, mit dem "kosmischen Informationsfeld" in Kontakt zu
treten, erläutern. Parallel dazu unternehmen sie auch Selbstversuche mit
verschiedensten filmischen Mitteln.
PROGRAMM
5
KÖRPERLICHE GEWALT
Ü BER VERGEWALTIGUNG, ILSE GASSINGER, GERDA LAMPALZER, ANNA STEININGER,
A 1984, 30 MIN
Das Video macht die Perfektion, die Geschlossenheit männlicher Herrschaft
deutlich am Beispiel Vergewaltigung. In Form einer Zeit-im-Bild-Metapher präsentiert
eine Sprecherin mit sachlich-kühlem Tonfall Fakten zu Ungeheuerlichkeiten.
EINE VERSCHLAGENE WELT, ANNA STEININGER, A 1990, 32 MIN Auf der Basis von Protokollen
der Frauenhäuser in Wien zur Aufnahme ins Frauenhaus, zu Gerichtsverhandlungen
und Polizeieinsätzen durchläuft das Video Stationen des öffentlichen
Umgangs mit männlicher Gewalttätigkeit gegen Frauen.
PROGRAMM
6
OHNMACHT
Ö -NORM-AL, ILSE GASSINGER, ANNA STEININGER,
A 1989, 47 MIN
Frauen beschreiben ihren Arbeitsalltag. Das "Unglück", am Arbeitsplatz
kein Mann zu sein, zieht sich wie ein roter Faden durch das filmische Geschehen.
"Warum gibt es nur Dazuverdienerinnen? - Verdienen Männer nichts dazu?
-Ein Drittel aller beschäftigten Frauen sind Alleinerhalterinnen."
WAS TUN? (DIE LETZTEN TAGE DER MARTHA B.), CHRISTOPH NEBEL, A 2000, 45 MIN
Ein Artikel aus dem SPIEGEL 1998: "Fünf Tage lang lag eine 77jährige Frau
auf dem Teppich in ihrem Wohnzimmer. Ihr Mann, mit dem sie seit 47 Jahren verheiratet
war, ließ sie verdursten." 2 Jahre lang lag dieser Artikel in meiner Wohnung
in Wien - und die Videoarbeit ist mein Versuch des Erfassens. Was tun?
GRÜSS GOTT ÖSTERREICH!, BERNADETTE HUBER,
A 2000, 4 MIN
Die filmische Aufarbeitung telefonischer rechtsradikaler Drohungen aufgezeichnet
1997. Ein Mann outet sich - und - obwohl dokumentiert am Anrufbeantworter, konnte
der Anrufer nie ausgeforscht werden.
PROGRAMM 7
BILDER VON MASCHINEN
MASCHINENSTURM, CHRISTIAN BAU, MARIA HEMMLEB, MANFRED OPPERMANN, BRD 1987, 45
MIN
Parallelen zwischen den Kämpfen der Maschinenstürmer des vorigen Jahrhunderts
und den verschiedenen Widerstandsformen heute. Wut, Abneigung und Hass gegen
Maschinen können auch heute nicht als sporadische, bedeutungslose Affekthandlungen
gewertet werden. (Preis der Deutschen Filmkritik 1987)
99 BILDER -3 REISEN & EIN ENDE, EVA BRUNNER-SZABO,
A 1993, 42 MIN
99 anonyme Photographien evozieren eine Suche nach der Identität des Photographen.
Drei Reisen in drei historischen Epochen mit drei verschiedenen Fortbewegungsmitteln,
dokumentiert durch drei unterschiedliche Medien, sprengen die Grenzen zwischen
Dokumentation und Inszenierung.
MOBILE STABILE, OTHMAR SCHMIDERER, HARALD FRIEDL,
A 1992,40 MIN
'mobile stabile' ist eine filmessayistische Annäherung an das Phänomen
der 'Strecken', an die Kategorie Bewegung und Beharrung, Fahrt, Monument, Mensch.'mobile
stabile', ein Road- Movie durch Österreich. Da sind wir gefahren...