TRANSLATION
von Gerda Lampalzer

Inspirierende Idee für das Projekt "Translation" war die Vorstellung, dass in jeder Sprache eine andere Sprache verborgen sein könnte. Zur Überprüfung dieser These wurden vier nicht deutschsprachige Personen (1 Russe, 1 Japanerin, 1 Columbianer, 1 Engländerin) beim Sprechen in ihrer Sprache mit der Videokamera aufgenommen. Diese Gespräche wurden in einem Videoschnittprogramm in kleinste Einheiten - von Silben bis zu Einzellauten -zerlegt und wieder neu zusammengesetzt. Das Ergebnis waren deutsche Texte mit völlig neuer Bedeutung. Diese nun künstlichen Texte sind zu einer vierkanaligen Installation choreografiert, die auf vier im Quadrat angeordneten Leinwänden präsentiert wird. Die Protagonistinnen sprechen teils gleichzeitig, teils im Chor, teils miteinander, teils untereinander gemischt etc. und kreieren so ein poetisches Stück in Deutsch mit vier Akzenten.
Mit Sergey Pantelejew, Rie Takahashi, Jorge Daniel Valencia, Kim Hogben.

Das Projekt "Translation" basiert auf der Vorstellung, dass in jeder Sprache eine andere Sprache verborgen ist. Dies ist eine zugleich poetische, sprachwissenschaftliche, musikalische und medientheoretische Vorstellung. Sie ist aber auch das Ergebnis eigener Erfahrung. Wer kennt nicht das Phänomen, dass man plötzlich meint, in einer Fremdsprache - z.B. einer tschechischen Radiosendung - deutsche Fetzen zu verstehen. Oder dass man etwas hört, was überhaupt nicht gesagt wurde. Die Idee, dieses Phänomen systematisch zu verfolgen, wurde durch meine Praxis im Videoschnitt bestärkt, wo es häufig vorkommt, dass mitten im Satz oder manchmal sogar im Wort geschnitten wird, und das mit durchaus plausiblen Ergebnissen.

Das Verhören bzw. neu Hören ist also der Ausgangspunkt für das Projekt Translation, in dem vier Personen in ihren vier Muttersprachen (russisch, japanisch, englisch, spanisch) sprechend mit Video aufgenommen wurden, die Passagen dann in kleinste Lautpartikel zerlegt und in einen deutschen Text umgeschnitten wurden. Meine Gestaltungsmethode ist also so etwas wie eine freie Imitation. Ich imitiere ein Programm für künstliche Texterzeugung. Bei der relativen Rohheit der Methode - die kleinste Schnitteinheit bei Video ist 1/25 Sekunde - ist der Anspruch an den neuen Text seine Verständlichkeit, vielleicht auch nur in teilweisen Abschnitten. Der Anspruch an das Bild ist seine Verfremdung.

Wenn ich nun im Projekt "Translation" aus einer Sprache eine andere bastle (denn als Bastelarbeit ist dieses Nachbauen von phonetischen Strukturen ganz gut beschrieben), wird auch inhaltlich umgebaut. Die neuen Texte sind keine herkömmlichen Übersetzungen, die semantische Bedeutung wird eine völlig andere. Darin liegt auch der poetische Anteil an diesem Medienprojekt. Ich versuche nämlich, die neuen Texte aus den alten gleichsam herauszuhören. "Stehen Sie nie nackt im grünen Beet! Sitzen Sie nie mit Hunger im Koffer! Gehen Sie nie mit der Masse!" (aus dem Japanischen). Ich möchte nicht vorgefertigten Inhalte aus dem Ursprungstext destillieren, sondern durch wiederholtes Abhören des ersten Textes mehr oder weniger zu einer neuen Geschichte hingeführt werden. "Bei der Architektur stoppen wir ganz krassen Schutt. Ja, dies ist das Maximum. Die Probleme stoppen wir nicht." (aus dem Russischen). Ähnlich der Technik des "Hineinsehens" von bildern in unregelmäßigen Strukturen (Wolken, Mauern, Steinen, etc.), die man aus der Renaissancemalerei kennt, soll die lautliche Struktur gesprochener Sprache zu bestimmten Assoziation und damit zu neuen Texten führen. "Im Osten ist das Brot heiß wie ein Kuss, im Westen ist ein Kuss heiß wie ein Liter Schnee." (aus dem Englischen). Und dementsprechend erfährt auch das Bild eine durch meine persönliche Wahrnehmung geführte (sprach)rhythmische Zerstückelung und Veränderung. In dieser Unbestimmtheit bzw. scheinbaren Unendlichkeit der Möglichkeiten liegt auch das utopische Moment des Verfahrens: Das Spiel mit einer universalen Sprache, mit der Relativheit bedeutungsvollen Sprechens. "Die Politik muss die Position im Falle der Sache anwenden." (aus dem Spanischen)
Gerda Lampalzer

Translation
Textmontage aus Japanisch - Rie Takahashi (Japan)

Mit einem Sitz ist das was Schönes...

Ja, oh ja, das Schöne kann man schon sehen. Grüne Hunde, rote Töne, nackte Mamas. Eine grüne Tanne kann ja immer was Schönes sein. Sehen sie nicht was Grünes, sehen sie was Rotes. Ein Koffer mit Technik steht ja immer da. Was ist schon eine Technik?

Die Masse ist immer gut. Das ist ihr Schatz. Stress ist so wie ein Schatten... Nein, Stress ist so wie ein Gott... Nein, Stress ist so wie ein Bad... Nein, ein Bad ist so wie ein Schatz.

Taxi ja, Kontakt nie. Männer beschützen das Eigene gut. Den eigenen Unsinn beschützen sie immer gut. Stehen Sie nie nackt im grünen Beet! Sitzen Sie nie mit Hunger im Koffer! Gehen Sie nie mit der Masse!

Ein Unsinn hat's immer schön. Mit einem Hunger zurück zu Mama. Das ist das Schöne mit einem Hund. Der sieht immer grün - nein - rot.

Dein Gast guckt immer ins Paradies. Tomaten, Käse, Hack, Whisky... Ich hasse das Theater. So sinnlos!

Was ist so sinnlos? Was war immer schon so? Ich war nie sehr nett. So ist das. Eine Schande: Schon zehn Tote an der Kasse. War es Dein Gast? Sie senden es schon. Um Zehn, mit Ton. Da ist was dran.

Und dann hast Du immer diesen Hunger auf schöne Menschen, die deinen Konfliktmoment beschützen. Ja, ein Feind steht im Schatten. Er steht vor dem Kampf mit der Menschenseele. Er ist der Negativfaktor.

Deine Art ist wie ein Notschild. So offen wie ein Koffer. Da ist was dran.

Was ist mit der Politik? Was ist, wenn sie stoppt? Wie stehts dann mit mir?

Da ist was dran. Ja, da ist was dran.

 


Translation
Textmontage aus Spanisch - Jorge Daniel Valencia (Kolumbien)

Ich finde das Klima enorm...

Klasse und Maß muss die Vision konstruieren. Es muss Neues kommen. Lass sie Milch und Käse und Ananas konstruieren, sie essen ja eh' die Vision. Kollege, wann geht's los? Ich komme mit bis alles Andere sinnlos ist. Die Klasse trennt die Philosophie. Ich kannte die Vision.

Die Masse ist immer gut. Das ist ihr Schatz. Stress ist so wie ein Schatten... Nein, Stress ist so wie ein Gott... Nein, Stress ist so wie ein Bad... Nein, ein Bad ist so wie ein Schatz.
Das Problem ist die Flucht. Wenn es losgeht, wann es losgeht. Ich muss die Sache von der anderen Position trennen.

Wenn die Vision alles trennt, gehe ich unter. Die Politik muss die Position im Falle der Sache anwenden. Neues ist ja eh' Stress. Man muss permanent essen, man muss permanent sinnlos Politik machen, man muss permanent turnen. Das Klima ist sehr korrupt. Das ist dann surreal. Die Kaffeesuppe, die Problemsuppe, die Politiksuppe, die Anti-Informationssuppe, die enorme Philosophie.

Du siehst alles aus dem Bett. Der sinnlose Jammer mit dem Dessert ist wieder sehr groß.

Was ist so sinnlos? Was war immer schon so? Ich war nie sehr nett. So ist das. Der alte Lehrer ist maßlos taktvoll - wenn man nett ist. Er ist Christ. Du siehst sowas immer wieder am Land. Man ist dann nett. Da ist was dran.

Ich war so ein Anti-Kunstkollege. Ein netter Architekt mit Putzphilosophie. Abstrakt und sehr visionsleer. Ich finde, die Sprache ist ein Fluch. Sie passt mir nie, sie ist korrupt.

Bei dir ist alles schlimm. Die Politik, die Lehrer, der Stress, die Information. Was ist da so schrecklich? Hat's denn Sinn?

Ich bin bei den Burschen. Ich setz' alles dran. Die Milch, die Luft, das Land.

Da ist was dran. Ja, da ist was dran.

 

Translation
Textmontage aus Englisch - Kim Hogben (England)

Viel sehen die Ostsee so positiv...

Ja, ein Kommunist hat viel Zeit. Ein Kommunist hat noch viel vor. Ein Kampfplan ist im Finish. Ein Plan mit vielen Aspekten, ein Plan mit vielen Limits. Ein Aspekt ist so schlimm. Ein Art Kampf im Landkonflikt. Im Osten ist das Brot heiß wie ein Kuss, im Westen ist ein Kuss heiß wie ein Liter Schnee.

Die Masse ist immer gut. Das ist ihr Schatz. Stress ist so wie ein Schatten... Nein, Stress ist so wie ein Gott... Nein, Stress ist so wie ein Bad... Nein, ein Bad ist so wie ein Schatz.
Wenn man den Putzkonflikt sieht, wie setzt man Limits? Seit man viel besser weiß, wie man abhaut, ist ein Putzkonflikt ein - ja - Art Landkonflikt.

Ein Menschenfeind sieht den Kuckuck auf dem Arm. Ein Menschenfeind pickt dann aktiv noch den Kommunist los. Viele Menschen werden Konfliktfeinde. Oft kosten heiße Brote dann soviel wie eine Kuh. Das Schlimme ist, sie kuschen.

Ich wollte so viel Feines wie sie. Kein Fisch schluckt so viel Luft wie ich. Das tut weh.

Was ist so sinnlos? Was war immer schon so? Ich war nie sehr nett. So ist das. Es ist kein Kommen, kein Gehen, konsequent flattert feines Gras in der Luft. Es ist kein Blatt, es ist wie Grasschleim. Da ist was dran.

Und dann hast Du immer diesen Hunger auf schöne Menschen, die deinen Konfliktmoment beschützen. Ja, ein Feind steht im Schatten. Er steht vor dem Kampf mit der Menschenseele. Er ist der Negativfaktor.

Deine Art ist wie ein Notschild. So offen wie ein Koffer. Da ist was dran.

Ich muss alles mit Heißhunger wollen. Das ist so.

Da ist was dran. Ja, da ist was dran.

 

Translation
Textmontage aus Russisch - Sergey Panteleev (Russland)

Die Kunst ist mir ganz neu...

Ja, dies ist ja die Mannschaftsakademie. Wir setzen bei Problemen immer auf Stress. Gut ist dies ja immer. Ihr setzt die Problemfilme immer ganz abstrakt ein. Wir marschieren. Videotechnik abstrakt - nein. Bei der Architektur stoppen wir ganz krassen Schutt. Ja, dies ist das Maximum. Die Probleme stoppen wir nicht. Ja, ich bin mir ganz sicher, dies ist ein gutes Maximum.

Die Masse ist immer gut. Das ist ihr Schatz. Stress ist so wie ein Schatten... Nein, Stress ist so wie ein Gott... Nein, Stress ist so wie ein Bad... Nein, ein Bad ist so wie ein Schatz.

Gut ist ja auch die Kunst. Wir setzen die guten Burschen ganz außen ein, ganz bei diesen Problemen: Schutt, Technik, Stress.
Die Mannschaftsakademie ist ein Stress. Die Probleme aus der Postkunst, die Probleme aus der Technik. Vier Burschen setzen die Kunst ganz neu: Wir malen gut. Wir machen Gott.

Ich nasche nie Pastillen. Montag ist dies schon sehr schlimm. Dann wollen alle bei mir naschen.

Was ist so sinnlos? Was war immer schon so? Ich war nie sehr nett. So ist das. Das schockt schon. Klick... Schuss... Das Rad ist sofort kaputt. Der Schuh tritt tief. Schrecklich. Sofort steht alles. Da ist was dran.

Ich war so ein Anti-Kunstkollege. Ein netter Architekt mit Putzphilosophie. Abstrakt und sehr visionsleer. Ich finde, die Sprache ist ein Fluch. Sie passt mir nie, sie ist korrupt.

Bei dir ist alles schlimm. Die Politik, die Lehrer, der Stress, die Information.
Was ist da so schrecklich? Hats denn Sinn?

Ihr trennt das Brot von der Politik. Das ist ein Käse, das ist nicht gut.

Da ist was dran. Ja, da ist was dran.