medienWERKSTATTGESPRÄCHE
-> vgl.5
Im Rahmen der monatlich
stattfindenden Veranstaltungsreihe geben MedienkünstlerInnen Einblicke
in aktuelle, noch nicht veröffentlichte Projekte. Pro Abend werden
jeweils zwei Positionen thematisch zueinander in Beziehung gesetzt. Es
sind KünstlerInnen geladen (Kuratoren: Norbert Pfaffenbichler, Dariusz
Kowalski), die intermedial an den Schnittstellen unterschiedlicher Disziplinen
arbeiten. Der Medientheoretiker Marc Ries wird in das jeweilige Thema
einführen und ein Gespräch zwischen, gegen und mit den Positionen
führen.
Freitag
30. November 20 Uhr
MEDIENWERKSTATT
WIEN, Neubaugasse 40a, 1070 Wien
Thema:
Architektur
Annja
Krautgasser
SURROUNDING
Die Videoinstallation zeigt eine Häuserfassade, die im Lichtschein
eines Schweißgerätes flackert. Die Umgebung leuchtet im Rhythmus
des Schweißvorganges. Das Schweißlicht lässt nur teilweise
in kurzen, unregelmäßigen Intervallen Bereiche der städtischen
Oberfläche erkennen. Differenzierte Lichtsituationen wechseln sich
ab: von totaler Dunkelheit bis hin zu grellem Licht. Der Arbeitsvorgang
des Schweißens bleibt dem Betrachter verborgen. Vielmehr bleibt
er zurückgelassen mit der Reflexion des Lichtes. Zurückgeworfen
von den umliegenden Häusern und Fassaden, die auch ihrerseits keinerlei
Informationen preisgeben; weder über die Protagonisten, noch über
die Zeit, den Ort, die Stadt.Es ist nicht ersichtlich, welche Geschichte
dahinter steckt. Man ist bemüht den Raum zu erkennen, der nicht gezeigt
wird, und die Situation einzuordnen, die einem verborgen bleibt.
Annja Krautgasser
*1971 in Tirol, lebt und arbeitet in Wien. Video- und Netzinstallationen.
1990-98 Architekturstudium an der TU Wien und Innsbruck; 1996-02 Studium
der visuellen Mediengestaltung an der Universität für Angewandte
Kunst, Wien. Netz-, CD-Rom- und Videoinstallationen an internationalen
Festivals und Ausstellungen, unter anderem in der Galerie im Taxispalais,
Innsbruck; O.K Centrum für Gegenwartskunst, Linz; Künstlerhaus,
Wien; Lothringerhalle 13, München und dem MediaLab, Madrid. Diverse
Artist-in-Residencies in London, Los Angeles (MAK Schindler), London (Tischestipemdium),
Den Haag (NL) und Paliano (I). 2003/04 Vertragsassistentin am Institut
für künstlerische Gestaltung an der TUGraz. Zur Zeit künstlerisch-wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Ordinariat für Kunst und digitale Medien an der
Akademie der bildenden Künste Wien.
Lotte
Schreiber
BORGATE
Borgate reflektiert einen spezifischen peripheren Raum der Stadt Rom in
Bezugnahme auf konkrete Räume historischer Filme (Pier Paolo Pasolinis
"Mamma Roma",1962 als auch in Federico Fellinis "La dolce
Vita",1960). Der Film thematisiert den Verfall der Moderne anhand
dieser einst aufstrebenden Wohngegend und das räumliche Verhältnis
der urbanen Bebauung zu der sie umgebenden Landschaft. Die Stadtgrenze
als räumliches Artefakt wird ins Bild gesetzt.
Lotte Schreiber
*1971 in Mürzzuschlag, Künstlerin, lebt und arbeitet in Wien
Architekturstudium TU-Graz, University of Edinburgh und Neapel, seit 2000
diverse Projekte im Bereich Film, Video, Rauminstallation, zur Zeit Vertragsassistentin
am Institut für Raum und Design an der Kunstuniversität Linz.
Diverse Ausstellungen und Filmfestivals, zuletzt u.a. 2005: SCHRIFT:RAUM:FORM,
Kubus Export - der Transparente Raum, Wien, A, 2006: DIGITAL TRANSIT,
ARCO, Medialab Madrid, ES 2007: art_clips.ch.at.de, ZKM, Karlsruhe, D
2005: ISFAHAN INT. SHORT FILM FESTIVAL, Theheran, IR / Impakt, Utrecht,
NL / Festival de Court Metrage, Clermont-Ferrand, F 2006: Cinéma
du réel, Paris, F / EMAF, Osnabrück,
D / Festival International du Film La Rochelle, F / Light Cone Preview
Show, Centre Pompidou, Paris, F2007: Jihlava Documentary Film Festival,
Jihlava, CZ
thematische Begleitung: Marc Ries
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-> vgl.1
No
Change: Gewalt gegen Frauen
Videos
aus drei Jahrzehnten zur selben Lage.
Der diesjährige Themenschwerpunkt der Medienwerkstatt Wien
Im Vergleich widmet sich in seiner ersten
Veranstaltung einer
Thematik, die sich in erschreckender Weise durch ihre Unveränderlichkeit
auszeichnet. Präsentiert und diskutiert werden
Videoarbeiten aus drei Jahrzehnten, die sich mit dem Thema
Gewalt gegen Frauen auseinandersetzen. Während sich die Macharten
der Videos entsprechend ihren Produktionsjahren (1984 –
1990 – 2005) deutlich unterscheiden, bleiben ihre inhaltlichen
Aussagen kohärent: Das geringe Unrechtsbewusstsein der Täter
sowie der Gesellschaft gegenüber häuslicher Gewalt und die
Schieflage zwischen dem gesetzlichen Anspruch und den realen
Bedingungen misshandelter Frauen zu Ihrem Recht zu kommen.
Das Videoprogramm wird begleitet durch eine offene Fachdiskussion,
in der die komplexen Sachverhalte bezüglich häuslicher
Gewalt dargestellt werden. In einem anschließenden Publikumsgespräch
besteht die Möglichkeit, offene Fragen zu diskutieren
und Informationen auszutauschen.
DISKUSSION
Donnerstag 24. Mai 19:30 Uhr
MEDIENWERKSTATT
WIEN, Neubaugasse 40a, 1070 Wien
mit
Major Sonja Fiegl / Bezirkspolizeikommandantin Tulln
Nora Friedel / Filmemacherin
DSA Maria Imlinger / Leiterin des Frauenhauses St. Pölten
Dr. Heinrich Kraus / Psychologe und Psychotherapeut, Männerberatung
MODERATION:
Dr. Gerda Lampalzer / Medienwerkstatt Wien
VIDEOPROGRAMM
Mittwoch, 23. Mai, 19.00 Uhr
Freitag, 25. Mai, 21.00 Uhr
SCHIKANEDERKINO,
Margaretenstraße 24, 1040 Wien |
VIDEOPROGRAMM
Gewalt
in der Ehe
Ilse Gassinger, Gerda Lampalzer, Anna Steininger
Österreich 1984, 40 min
Drei Bewohnerinnen
des Zweiten Wiener Frauenhauses erzählen ihre
Ehegeschichten. Wie sie aus der Bevormundung des Elternhauses in die
Ehe geschlittert sind, wie die Ehe sich nach kurzer Zeit als Ort seelischer
und körperlicher Gewalt entpuppte, sie erzählen über ihre
Scham, ihre
erlittenen Demütigungen, die Versuche alles zu verheimlichen - anfangs.
Später bei der Polizei erneut Unverständnis und Demütigungen:
Zweifel
am Ernst der Verletzungen, Einstellung der Ermittlung wegen Geringfügigkeit,
verschwundene Akten, keinerlei Unterstützung durch die Nachbarn.
Zwischen die Gespräche eingestreut: Straßeninterviews, Textcollagen
und ein Rollenspiel, in dem die Töchter der Betroffenen „Szenen
einer Ehe“ aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz nachspielen.

Eine verschlagene Welt
Anna Steininger
Österreich 1990, 32 min
Auf der Basis von Protokollen der Frauenhäuser in Wien (von 1988/89)
zur Aufnahme ins Frauenhaus, zu Gerichtsverhandlungen und Polizeieinsätzen
durchläuft das Video Stationen des öffentlichen Umgangs mit
männlicher Gewalttätigkeit gegen Frauen. Jeder einzelne Fall
enthält
Aspekte, die verdeutlichen, dass die Öffentlichkeit mit dem Delikt
immer
noch nach Richtlinien und Gesetzen verfährt, die dem Tatbestand und
der
Situation der Opfer unangemessen sind, und dass nach wie vor purer
Sexismus die öffentlichen Interventionen beherrschen kann.

Eiszeiten
Nora Friedel
in Zusammenarbeit mit Donat Orovac und dem Frauenhaus St.Pölten
Österreich 2005, 42 min
In dem Dokumentarfilm „Eiszeiten“ sprechen sieben Frauen über
ihre
Erfahrungen mit Gewalt in der Familie. Sie beschreiben ihre Flucht aus
einer gewalttätigen Beziehung in ein Frauenhaus, und ihren anschließenden
Weg in ein selbst bestimmtes Leben. Im Vergleich werden sehr subjektive
und unterschiedliche Sichtweisen dargestellt. Der Film schafft den
Frauen Raum für ein Thema, das nach wie vor tabuisiert wird. Der
Filmemacherin
war es ein Anliegen, die Frauen sprechen zu lassen und so
wenig wie möglich regulierend einzugreifen. Nicht Schilderungen von
körperlicher Gewalt stehen im Vordergrund, vielmehr der Versuch die
subtileren psychischen Gewaltmechanismen begreifbar zu machen.
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