DOUBLE TAKE

main site: Peter Weibel, possible 1969, © ZKM
 
 

DOUBLE TAKE
MedienkunstpionierInnen in Österreich

eine Veranstaltungsreihe der Medienwerkstatt Wien in Kooperation mit dem Stadtkino Wien, Dank an das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe

 
[6] PETER WEIBEL
Montag, 19. Dezember 2011
19.00 SCREEN
21:00 TALK
Filmhaus Kino am Spittelberg, 1070 Spittelberggasse 3
 
Die erst relativ junge Geschichte der Video/Medienkunst bietet die besondere Situation, dass - aufgrund ihres exponentiellen Entfaltungstempos - die Entwicklung von der „Pionierphase“ bis zur diversifizierten Ausformung innerhalb einer Generation von KünstlerInnen vollzogen wurde. Dies führt zur glücklichen Situation, dass ein Austausch sozusagen aus erster Hand möglich wird, mit den Künstlern und Künstlerinnen, die die Arbeit mit elektronischen Medien entwickelt, erforscht und bis heute geprägt haben. Die Reihe DOUBLE TAKE stellt somit das Werk von KünstlerInnen in den Mittelpunkt, deren Arbeiten die österreichische Medienkunstgeschichte mitgestaltet haben. (Konzept: Eva Brunner-Szabo, Gerda Lampalzer- Oppermann, Kuratorin: Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
PRÄ-, PARA-, POST-KINO
 
die welt ist in sinnesmodalitäten aufgespalten (split). der film ist das produkt der technischen aufspaltung in bild- und tonwelt: split-reality. (P. W. 1966)
 
wenn der ort des films nicht die leinwand ist, können körper wieder auf körper, häuser wieder auf häuser projiziert werden. decken sich abbild und objekt, werden aufnahme und zelluloid überflüssig. das zelluloid dispensiert, entsteht film ohne film: realfilm. (P. W. 1966)
 
film ist ein verband von kalkülen, der durch algoritmen erweiterbar ist. (P. W. 1968)
 
Schon früh hat Weibel erkannt, dass die avancierte Kunst in unserer Gesellschaft keinen stabilen Ort hat, dass dieser Ort erst geschaffen werden muss - und zwar auf allen Ebenen der aktuellen künstlerischen Praxis. (...) Peter Weibel hat die Chance der Neubestimmung der Künste, die sich dadurch bot, sehr früh begriffen und ergriffen. Die Rückkehr der Kunst zur Technik, zum Können und zum Wissen haben viele Künstler und Theoretiker in den Zeiten der Postmoderne der 1970er und 1980er Jahre gepredigt. Allerdings war damit fast immer bloß eine - meistens ironisch angehauchte – Rückkehr zu den traditionellen künstlerischen Techniken gemeint. Man wollte sich von der Übermacht der heutigen Massenmedien schützen und durch die Anwendung der traditionellen Kunsttechniken andere, alternative Räume definieren. Weibel schließt seine Kunst dagegen gerade aus dem Grund an die Traditionen der Avantgarde an, der von vielen anderen dazu benutzt wird, den Abschied von der Avantgarde zu legitimieren. Die Möglichkeit und sogar die Notwendigkeit der Reaktualisierung des avantgardistischen Programms ergeben sich für Weibel nämlich daraus, dass die Kunst definitiv ihre traditionellen geschlossenen Räume verlassen hat und inmitten der heutigen technisierten, medialisierten Welt agieren muss.
(Boris Groys in: Peter Weibel. das offene werk, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz, 2006)
 
Programmzusammenstellung: Peter Weibel
 
Montag, 19. Dezember 2011 Filmhaus Kino am Spittelberg
 
19.00 SCREEN
welcome 1964, 8 mm, farbe u. s/w, auszug: 3 min.
gut und gerne 1966, 16 mm, doppelprojektion in raumeck, auszug: 4 min.
actionlecture no. 1 1966, der menschliche körper als filmleinwand, expanded movie, auszug: 3 min.
nivea 1966, erweiterte filmform, 1 min., uraufführung 26.1.1967 wien
der mythos des 21. jahrhunderts 1967, interaktives ereignisfeld aus endlichen regeln, auszug: 5 min.
erlebnisfilm no. 1 1967, 1 min.
expansiver film no. 1 1967, 1 min.
filmbrille 1967, 1 min.
synthesis zweier sequentieller maschinen 1967, 1 min.
wor(l)d cinema: grüss gott 1967, video, 1 min.
die natur der erklärung 1967, video, 1 min.
fingerprint 1968, 8 mm, 16 mm, 35 mm, s/w od. farbig, 1 min.
hör zu 1968, 8 mm, 3 min.
brandmauer 1968, ein horrorfilm, video, 1 min.
toter spiegel 1968, 1 min.
way way out 1968, multiple projektion, filmenvironment, auszug: 3 min.
denkakt 196), 16 mm, 3 min., kamera: ernst schmidt jr.
exit 1968, filmaktion, auszug: 3 min.
lichtpeitsche 1969, filmobjekt, 5 min.
possible 1969, 1 min.
sturm über 1969, 16 mm, 6 min.
das publikum als exponat 1969, video, auszug 5 min.
lichtstrahl: leinwand 1971, 16 mm, 4 min.
rekonstruktion der stoppages-étalon von marcel duchamp 1971, video, 1:20 min.
körpermasse als eigentumsverhältnisse 1972, video, 2:50 min.
vulkanologie der emotionen 1971/73, video, 7:20 min.
eroberung der natur 1973, video, auszug: 3 min.
sprachspiegelungen 1973, video, auszug 10 min.
selbstbezeichnung 1973, video, 2 min.
selbstbeschreibung 1973, video, 8 min.
parenthetische identität 1973, video, 3 min.
tritität 1974/75, video, 8:30 min.
augentexte 1974, video, 1:10 min.
mundtext 1974, video, 0:42 min.

 
Im Anschluss an das selten in diesem Umfang gezeigte Programm aus dem medienkünstlerischen Frühwerk Peter Weibels
 
21.00 TALK
PETER WEIBEL im Gespräch mit Claus Philipp
 
DOUBLE TAKE
main site: Performance „Her-film“, 1979, © Linda Christanell
 
 

DOUBLE TAKE
MedienkunstpionierInnen in Österreich

eine Veranstaltungsreihe der Medienwerkstatt Wien in Kooperation mit dem Stadtkino Wien und der Generali Foundation Wien

 
[5] LINDA CHRISTANELL
Mittwoch, 25. Mai 2011
19.00 SCREEN
20:30 TALK
Filmhaus Kino am Spittelberg, 1070 Spittelberggasse 3
 
Die erst relativ junge Geschichte der Video/Medienkunst bietet die besondere Situation, dass - aufgrund ihres exponentiellen Entfaltungstempos - die Entwicklung von der „Pionierphase“ bis zur diversifizierten Ausformung innerhalb einer Generation von KünstlerInnen vollzogen wurde. Dies führt zur glücklichen Situation, dass ein Austausch sozusagen aus erster Hand möglich wird, mit den Künstlern und Künstlerinnen, die die Arbeit mit elektronischen Medien entwickelt, erforscht und bis heute geprägt haben. Die Reihe DOUBLE TAKE stellt somit das Werk von KünstlerInnen in den Mittelpunkt, deren Arbeiten die österreichische Medienkunstgeschichte mitgestaltet haben. (Konzept: Eva Brunner-Szabo, Gerda Lampalzer- Oppermann, Kuratorin: Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
Linda Christanell arbeitet seit den 1960er Jahren in verschiedenen künstlerischen Bereichen, von Installation über Performance, textilen Objekten bis hin zu Fotografie und Film. Sie gilt als bedeutende Vertreterin der österreichischen Avantgarde und Medienkunst, seit Mitte der 60er Jahre präsent in zahlreichen Ausstellungen und Filmvorführungen im In- und Ausland. Das Programm von DOUBLE TAKE widmet sich hauptsächlich jenen Arbeiten Linda Christanells, die aus der Performance- und Objektkunst kommen. Dieses selten gezeigte Frühwerk weist sie als Pionierin der Kombination unterschiedlicher Medien mit einer Faszination für technische Apparaturen aus. Linda Christanell spricht von ihren frühen Filmen als „performative Inszenierungen mit Objekten, Fotos und Sprache“. So etwa wird im Super-8 Film Überlagerungen Platos Idee von der Kugelgestalt der Seele durch eine weiße Leinenkugel symbolisiert, deren Vielschichtigkeit durch gefilmte Fototeile skulpturale Dimensionen erhält. Im Film Movement in the Inside of My Left Hand zeigt sich schon früh – und hier auf reduzierte und eindrucksvolle Weise – die Bedeutung der Hand in ihren Arbeiten. „Der einzig sichtbare Körperteil, der in vielen Filmen Linda Christanells auftaucht, ist die Innenseite ihrer mit vielen Ringen besetzten Hand. Sie wird zum Alter Ego der Künstlerin, ist verletzt-verletzlich und aktiv zugreifend zugleich, sie trägt das Liniengerüst eines gelebten Lebens und gilt als Ort, wo Zukunft ablesbar wird“. (Katharina Sykora) In ihrem ersten 16mm-Film Es war ein merkwürdiger Tag verlässt Christanell den (Hand)Innenraum und experimentiert mit der Kamera in einem Garten, suchend nach dem Selbst-Spiegel-Bild. Anna zeigt Linda Christanell als eine von der Frauenbewegung der 1970er Jahre inspirierte Künstlerin. Portrait und gleichzeitig Geschichtsbetrachtung aus weiblicher Perspektive – auf der Suche nach einem weiblichen Blick durch und in die Kamera, der für Furore und beispielgebende Wirkung auf Künstlerinnen und Filmwissenschaftlerinnen sorgte. Im Gespräch mit Linda Christanell wird neben den Anfängen auch auf ihr derzeitiges Schaffen, vertreten durch die Arbeit A Rose is a Rose, Bezug genommen; ein Film, in dem Texte von Friederike Mayröcker mit Musik (Anestis Logothetis) und einer symbolhaften Bildebene dicht verwoben werden. (Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
Kürzlich erschienen: Linda Christanell – Wenn ich die Kamera öffne, ist sie rot. SYNEMA (Hg.), SYNEMA Publikationen, Wien 2011.
 
19.00 SCREEN
 
8 Kurzfilme Film 5 – Überlagerungen 1978, Super-8, s/w, 2 min
8 Kurzfilme Film 7 – Movement in the Inside of My Left Hand 1978, Super-8, s/w, 6 min 26 sec
Es war ein merkwürdiger Tag 1979, 16mm, 7 min, s/w, ohne Ton
Anna 1980/81, 16mm, 40 min, Farbe; mit: Anna Rheinsberg
A Rose is a Rose 2002, 16mm, 6 min, Farbe; Texte: Friederike Mayröcker, Musik/Ton: Anestis Logothetis, Sprache: Libgart Schwarz, mit: Martina Schmidt
 
20.30 TALK
LINDA CHRISTANELL im Gespräch mit Wilbirg Brainin-Donnenberg
 
DOUBLE TAKE
main site: Wiencouver IV 1983, Foto: Archiv Robert Adrian
 
 

DOUBLE TAKE
MedienkunstpionierInnen in Österreich

eine Veranstaltungsreihe der Medienwerkstatt Wien in Kooperation mit dem Stadtkino Wien und der Generali Foundation Wien

 
[4] ROBERT ADRIAN
Mittwoch, 6. April 2011
19.00 SCREEN
20:30 TALK
Filmhaus Kino am Spittelberg, 1070 Spittelberggasse 3
 
Die erst relativ junge Geschichte der Video/Medienkunst bietet die besondere Situation, dass - aufgrund ihres exponentiellen Entfaltungstempos - die Entwicklung von der „Pionierphase“ bis zur diversifizierten Ausformung innerhalb einer Generation von KünstlerInnen vollzogen wurde. Dies führt zur glücklichen Situation, dass ein Austausch sozusagen aus erster Hand möglich wird, mit den Künstlern und Künstlerinnen, die die Arbeit mit elektronischen Medien entwickelt, erforscht und bis heute geprägt haben. Die Reihe DOUBLE TAKE stellt somit das Werk von KünstlerInnen in den Mittelpunkt, deren Arbeiten die österreichische Medienkunstgeschichte mitgestaltet haben. (Konzept: Eva Brunner-Szabo, Gerda Lampalzer- Oppermann, Kuratorin: Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
„Was ist Kunst?“ Der Kanadier Robert Adrian stellte diese Frage zunächst mittels Malerei, Skulptur, Installation um schließlich als Pionier der Netzkunst den geschlossenen Kunstraum zu verlassen. Interaktivität wird ein zentrales Thema: Im elektronischen Raum verknüpft er Kunst und Publikum oder weltumspannend KünstlerInnen als VerNetzungskünstler. Das Programm von DOUBLE TAKE zeigt daher neben früher Videokunst vor allem Dokumentationen von Telekommunikationsprojekten. Den Bildschirm, damals erst seit kurzem in die Wohnzimmer eingezogen, führt er 1979 als Kontrollmonitor vor (Surveillance I), indem er durch die U-Bahnstation Karlsplatz flaniert und von den Überwachungskameras eingefangen wird. Zurück in die Privatsphäre gelangen diese Bilder 1981 in Surveillance II, als über einen Sendetag verteilte TV-Intervention im ORF. Robert Adrian war maßgeblich an der Entwicklung von ARTEX (The Artists Electronic Exchange Program) beteiligt. Die Welt in 24 Stunden (Ars Electronica 1982), das aufwändigste und ambitionierteste Kunstprojekt, das damals im internationalen Telefonnetz entstand, gilt nach wie vor als bahnbrechend. Diese Vorwegnahme des World Wide Web verband KünstlerInnen in 16 Städten auf drei Kontinenten 24 Stunden lang zu einer Netzkonferenz. Die Telefonkosten für diese „telematische Weltkarte“ waren dabei das teuerste des ganzen Projektes.1983 realisierte Robert Adrian als Mitglied der Künstlergruppe BLIX das Projekt Wiencouver IV. Mittels Mail Art, Telefax, Slow Scan TV und Computer entstand eine „imaginäre Stadt, die unsichtbar im Raum schwebte“. Ebenfalls 1983 entstand Telefonmusik zwischen Wien, Budapest und Berlin.1995 initiierte er Kunstradio OnLine, die Website des ORF Kunstradios. Die Immaterialität der Kunst, die Adrian ursprünglich anstrebte (“when you turn off and on your computer“) birgt für ihn aber auch immer die Gefahr der Abhängigkeit von zentralen Machtstellen und Konzernen. Im Gespräch wird daher der spannenden Bogen von den Hoffnungen und Utopien der Pionierzeit bis zu heutigen Entwicklungen gespannt. (Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
19.00 SCREEN
 
Surveillance I, 1979, Video, 12 min
Suveillance II, 1981, TV Aktion, Ausschnitte, ca. 14 min
Die Welt in 24 Stunden, 1982, Doku ca. 14 min
Telefonmusik, 1983, Doku, ca. 6 min
Wiencouver IV, 1983, Doku, 29 min
Kunst + Politik, 1996, Video, 7 min

20.30 TALK

ROBERT ADRIAN im Gespräch mit Martin Breindl
 
DOUBLE TAKE
main site:Richard Kriesche: Inside - Outside, Foto: Archiv Richard Kriesche
 
 

DOUBLE TAKE
MedienkunstpionierInnen in Österreich

eine Veranstaltungsreihe der Medienwerkstatt Wien in Kooperation mit dem Stadtkino Wien und der Generali Foundation

 
[3] RICHARD KRIESCHE
Mittwoch, 19. Jänner 2011
19.00 SCREEN
20:30 TALK
Filmhaus Kino am Spittelberg, 1070 Spittelberggasse 3
 
Die erst relativ junge Geschichte der Video/Medienkunst bietet die besondere Situation, dass - aufgrund ihres exponentiellen Entfaltungstempos - die Entwicklung von der „Pionierphase“ bis zur diversifizierten Ausformung innerhalb einer Generation von KünstlerInnen vollzogen wurde. Dies führt zur glücklichen Situation, dass ein Austausch sozusagen aus erster Hand möglich wird, mit den Künstlern und Künstlerinnen, die die Arbeit mit elektronischen Medien entwickelt, erforscht und bis heute geprägt haben. Die Reihe DOUBLE TAKE stellt somit das Werk von KünstlerInnen in den Mittelpunkt, deren Arbeiten die österreichische Medienkunstgeschichte mitgestaltet haben. (Konzept: Eva Brunner-Szabo, Gerda Lampalzer- Oppermann, Kuratorin: Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
Vom Schwarzen Quadrat zur weißen Projektions-Leinwand, vom durchschossenen Bildschirm bis zum Satelliten ins Weltall. Der Konzept- und Medienkünstler, Kurator und Theoretiker Richard Kriesche vollzieht in seiner ersten Videoinstallation Peeling Off (überhaupt die erste in Österreich) den programmatischen Schritt vom Schwarzen Quadrat Malewitschs zur weißen Projektions-Leinwand und schafft damit für sich den elektronischen Raum, in dem er von nun an (Medien)Wirklichkeiten erforscht. Mit seinem Ziel der Überbrückung von Kunst und Leben verlässt er den Kunstraum und inszeniert den medialen Kunstbegriff im öffentlichen Raum (Ist das Kunst). In seinen berühmten Humanic TV-Spots werden aus Werbespots Kunstspots mit unterhaltsam bildungspolitischem Anspruch und programmatischen Titeln wie Eingreifen heißt Ordnen oder Kunst heißt Eingreifen. In seinen TV-Aktionen setzt sich Kriesche mit dem Massenmedium Fernsehen auseinander (Blackout), bis hin zum durchschossenen Bildschirm (TV-Tod II). In seinen Videodemonstrationen thematisiert er gesellschaftspolitische und soziale Wirklichkeiten, z.B. von Wohnverhältnissen (Inside - Outside) und Fabriken (14 Minuten im Leben von …). Er analysiert die Codierung von Wirklichkeit und schafft beeindruckende,irritierende Re-Codierungen (Zwillinge). Weitere Pioniertaten in den 70er Jahren findet man in den Kooperationen mit anderen KünsterInnen – die Gründung des Kunstvereins pool, der Mediengalerie poolerie, der Kunstzeitschrift pfirsich. Die mehrfachen Einladungen zu documenta, Biennale di Venezia und Ars Electronica (2010 als featured artist) belegen nicht nur seine internationale Anerkennung sondern auch seine permanente Aktualität. Von der Video-, zur Computer- zur Internetkunst: die medienkritische Telematische Skulptur Nr. 4 war 1995 die erste Internet-Kunst auf der Biennale di Venezia und Kriesche erhielt dort als bislang einziger Österreicher einen Preis (Menzio d’honore). Das Programm von DOUBLE TAKE ergänzt den Fokus auf die Anfänge in Kriesches Werk durch die aktuelle Arbeit ästhetik des kapitals, in der er Wirtschaft und Kunst verknüpft und einen vorausahnend kritischen Blick auf die Finanzkrise wirft. (Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
19.00 SCREEN
 
Peeling Off. Kunst ist Erstellen von Kunst (Videodemonstration Nr. 1) 1972
Dokumentation der Videoinstallation und -demonstration,
schwarze Papierskulpturen, Video, s/w; Ton, 9 min 12 sec
Ist das Kunst (Videodemonstration Nr. 10) 1972
TV-Aktion, Film, 16mm und 35mm, s/w und Farbe, 30min (Ausschnitt)
Inside-Outside (Videodemonstration Nr. 8) 1973
Dokumentation der Closed Circuit Video- und Fotoinstallation
in der Kapellenstraße 41, Graz, Video, s/w, Ton, 10 min 2 sec
Blackout (Videodemonstration Nr. 10) 1974
TV Aktion ORF (Ausschnitt)

HUMANIC-TV-SPOTS
Video, transferiert von 16mm Film außer mama (direkt Video), Farbe, Ton, 30 sec
Immer diese Entscheidungen 1973
Kommunikation 1973 - 74
Plastik mal Plastik, plastische Zustände 1973
Eingreifen heißt Ordnen 1974 (gemeinsam mit Otto M. Zykan)
Kunst heißt Eingreifen 1974 - 75 (gemeinsam mit Wilhelm Gaube)
mama 1985

TV-Tod II (Videodemonstration Nr. 11) 1975
Video, s/w, Ton, 10 min
14 Minuten im Leben von (Videodemonstration Nr. 28) 1977
Audio-Videoinstallation - 5 Videosets, 5 Videos, s/w, Ton, 14 min (Loop)
Zwillinge 1977
Videoaktion, 5 min
Malerei deckt zu Kunst deckt auf 1977
TV-Aktion ZDF, Video, s/w, Ton, 10 min
Nationalfeiertag 1978
TV-Aktion ORF, 5 min
Videotherapie 1979
Dokumentation des Medienprojektes, Video, Farbe, Ton, 25 min (Ausschnitt)
human rights 2008
Video und Videoskulptur, Video: 30 sec, Skulptur: 30 cm Höhe
ästhetik des kapitals, eine trilogie 2006 -10
„aesthetics of capital“ , „capital & code“ , „blood & tears”
“blood & tears” 2010
26 Videos à 1 min. für TW1, Farbe, Ton, 3 min

20.30 TALK

RICHARD KRIESCHE im Gespräch mit Tomas Trenkler
 
DOUBLE TAKE
main site: Gottfried Bechtold Medienkoffer, 1972 © Sammlung Generali Foundation,
Foto: Werner Kaligofsky
 
 

DOUBLE TAKE
MedienkunstpionierInnen in Österreich

eine Veranstaltungsreihe der Medienwerkstatt Wien in Kooperation mit dem Stadtkino Wien und der Generali Foundation

 
[2] GOTTFRIED BECHTOLD
Mittwoch, 10. November 2010
19.00 SCREEN
20:30 TALK
Filmhaus Kino am Spittelberg, 1070 Spittelberggasse 3
 
Die erst relativ junge Geschichte der Video/Medienkunst bietet die besondere Situation, dass - aufgrund ihres exponentiellen Entfaltungstempos - die Entwicklung von der „Pionierphase“ bis zur diversifizierten Ausformung innerhalb einer Generation von KünstlerInnen vollzogen wurde. Dies führt zur glücklichen Situation, dass ein Austausch sozusagen aus erster Hand möglich wird, mit den Künstlern und Künstlerinnen, die die Arbeit mit elektronischen Medien entwickelt, erforscht und bis heute geprägt haben. Die Reihe DOUBLE TAKE stellt somit das Werk von KünstlerInnen in den Mittelpunkt, deren Arbeiten die österreichische Medienkunstgeschichte mitgestaltet haben. (Konzept: Eva Brunner-Szabo, Gerda Lampalzer- Oppermann, Kuratorin: Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
Gottfried Bechtold hat nicht erst mit seinem berühmten Betonporsche herkömmliche Kategorien der künstlerischen Spartenzuordnung verlassen. Seit den 1960er Jahren beschäftigt sich der Bildhauer mit den Medien Film, Video und Fotografie, nutzt dazu – heute wie damals – neueste technische Möglichkeiten und hat damit auch zum radikalen Wandel des klassischen Skulpturbegriffes beigetragen. In seinen selbstreferenziellen (Raum)Skulpturen verdeutlicht er konstruierte Identität, Realität und die rezeptive Hauptrolle des Publikums. Auf der Documenta 5 (1972) realisierte der Konzeptkünstler ersten Ranges die Arbeiten 100 Tage Anwesenheit in Kassel und Medienkoffer (Foto). In den letzten 40 Jahren schuf er unter anderem zahlreiche Installationen und Skulpturen im öffentlichen Raum. Mit der Auswahl seiner frühen 16mm Filme und Videoarbeiten wird Bechtold vor allem als Medienpionier gewürdigt. Seine Filme Phone, BB, Polizei und Bundeshymne – von ihm selbst als „Der kleine Wittgensteinblock“ oder „Sinnes-Daten-Denk- Filme“ bezeichnet – sind immaterielle Skulpturen, die zwischen Fiktion und Realität, Sprache und Bild spielerische Relationen herstellen. Die Fake-Doku Trigon 71 ironisiert Kunstbegriff und staatliche Kunstförderung, Leitanschaugfilm (Kamera: Christian Berger) verbindet Konzept und Performance – für uns aus heutiger Sicht – mit zusätzlichem Retrocharme. In seinen mitunter humorvollen Videoarbeiten thematisiert Bechtold das Medium „als abstraktes System, dem ein bestimmter Prozesscharakter jenseits der Repräsentation immanent ist“ (Reinhard Braun). Die Titel Mirrortest, Test 1 und Test 2 verdeutlichen zudem seinen seit jeher forschenden und experimentierenden Zugang. Bechtolds Medienkritik zeigt sich auch in dem zentralen frühen Werk Fernsehen, das wie manch andere Arbeit ursprünglich für das Fernsehen konzipiert wurde, aber konsequent die sonst übliche Zeitökonomie verweigert und mit einem spannenden „Show-Down“ zwischen Mensch und Medium endet. Falls die Fertigstellung rechtzeitig gelingt, erlebt sein neuestes Werk Rettung im Gebirge seine Uraufführung im Rahmen der DOUBLE TAKE Reihe. (Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
19.00 SCREEN
 
Phone 1969, 16mm, s/w, 2 min 30 sec
Bundeshymne 1969, 16mm, Farbe, 2 min 30 sec
BB 1969, 16mm, s/w, 2 min 30 sec
Polizei 1969, 16mm, s/w, 2 min 30 sec
Licht 1970, 16mm, s/w, 9 min 30 sec
Trigon 71 1971, 16mm, s/w & Farbe, 23 min
Leitanschaugfilm 1972, 16mm, s/w, ohne Ton, 11 min
(gemeinsam mit Christian Berger)
Test 1 1971, Video, s/w, 3 min
Test 2 1971, Video, s/w, 3 min
Waterproof 1971, Video, s/w, 3 min 30 sec
Mirrortest 1973, Video, s/w, 6 min 30 sec
Fernsehen 1972, Video, s/w, 11 min
Rettung im Gebirge 2010, Digital, ca. 1 min
(Uraufführung falls Fertigstellung möglich)

20.30 TALK

GOTTFRIED BECHTOLD im Gespräch mit Claus Philipp
 
DOUBLE TAKE
main site: VALIE EXPORT Split Reality, 1970 © Sammlung Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky, © VBK Wien, 2010
 
 

DOUBLE TAKE
MedienkunstpionierInnen in Österreich

eine Veranstaltungsreihe der Medienwerkstatt Wien in Kooperation mit dem Stadtkino Wien
 
[1] VALIE EXPORT
Mittwoch, 6. Oktober 2010
19.00 SCREEN
20:30 TALK
Filmhaus Kino am Spittelberg, 1070 Spittelberggasse 3
 
Die erst relativ junge Geschichte der Video/Medienkunst bietet die besondere Situation, dass - aufgrund ihres exponentiellen Entfaltungstempos - die Entwicklung von der „Pionierphase“ bis zur diversifizierten Ausformung innerhalb einer Generation von KünstlerInnen vollzogen wurde. Dies führt zur glücklichen Situation, dass ein Austausch sozusagen aus erster Hand möglich wird, mit den Künstlern und Künstlerinnen, die die Arbeit mit elektronischen Medien entwickelt, erforscht und bis heute geprägt haben. Die Reihe DOUBLE TAKE stellt somit die Arbeit von KünstlerInnen in den Mittelpunkt, deren Werk die österreichische Medienkunstgeschichte mitgestaltet hat. (Konzept: Eva Brunner-Szabo, Gerda Lampalzer- Oppermann, Kuratorin: Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
Programmatisch beginnt die Reihe mit VALIE EXPORT, der international herausragenden Künstlerin, Pionierin der Medienkunst und des feministischen Aktionismus. Bereits in der legendären Expanded Cinema Aktion Tapp und Tastkino adressiert VALIE EXPORT das Publikum direkt, begreift es als konstituierendes Element ihrer Kunst, und berührt dabei zentrale feministische Fragestellungen zu Voyeurismus und Geschlechterpolitik. Neben witzig, persiflierendem Kunstdiskurs im Aktionstext Die süße Nummer. Ein Konsumerlebnis stehen in den ausgewählten Arbeiten vor allem der Körper und der kritische Umgang mit den Medien im Zentrum. Split Reality als Beispiel für die spielerische Dekonstruktion der technischen Apparaturen und die Konstruktion von Wirklichkeit, Body Tape als Körper-Medien-Verschmelzung und Hauchtext: Liebesgedicht als Sprach-Körperskulptur, Raumsehen und Raumhören als Studien zu Klang und Körper und Facing a Family, ein humorvolles Rezeptions-Reflexions-Kammerspiel im Wohnzimmer, stellvertretend für EXPORTS zahlreiche TV-Arbeiten. Immer wieder findet sich die Erweiterung von Körpergrenzen durch Expansion, etwa mit umgeschnallter Kamera (Adjungierte Dislokationen) in Beziehung zum (architektonischen) Außenraum, oder durch Introspektion zu anatomischen Körper-Innenbildern (I turn over the pictures of my voice in my head). Diese Auswahl ihrer frühen Videoarbeiten und Dokumentationen ihrer Aktionen und Performances ist um ein neues Werk ergänzt, um ihre unberirrbare Kontinuität und Kreativität zu zeigen. Ihre Erweiterung des Kunstbegriffs (zum elektronischen und gesellschaftspolitischen Raum) und die Nutzbarmachung, sogar Einverleibung (im Falle eines Laryngoskops) neuer Technologien spannen den Bogen für medien-, gesellschafts- und kulturpolitische Fragestellungen und bilden Grundlage für ein ausführliches Gespräch mit VALIE EXPORT, von den Anfängen bis heute. (Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
19.00 SCREEN
 
TAPP und TASTKINO = TAPP und TASTFILM
1968, Video-Dokumentation der Expanded Cinema Aktion, s/w, 2 min.
Die süße Nummer. Ein Konsumerlebnis
1969, Video, s/w, 7 min.
Split Reality
1967/1970, Video-Dokumentation der Installation, s/w, 3 min.
Body Tape
1970, Video, s/w, 4 min.
Hauchtext: Liebesgedicht
1970/1973, Video-Poem, s/w, 2 min.
Raumsehen und Raumhören
1973/1974, Video-Performance, 2.Schnitt, s/w, 6 min.
Adjungierte Dislokationen
1973, Video-Dokumentation der Filminstallation, s/w, ohne Ton, 10 min.
Body Politics
1974, Video-Dokumentation der Aktion, s/w, 3 min.
Facing a Family
1971, Video der TV-Aktion, s/w, 5 min.
I [beat (it)]
1978, Video-Dokumentation der Video-Performance, s/w, 4 min.
I turn over the pictures of my voice in my head
2009, Video, Farbe, 12 min.

20.30 TALK

VALIE EXPORT im Gespräch mit Wilbirg Brainin-Donnenberg